Der Milchpreis in der Schweiz liegt im Jahresdurchschnitt 2018 bei rund 57 Rappen pro Liter. Davon können knapp die Fremdkosten gedeckt werden, die Arbeit selbst ist noch nicht bezahlt. Die Milchproduktion und die Bauernbetriebe können nur weitergeführt werden, indem Familienangehörige unentgeltlich auf den Betrieben mitarbeiten. Investionen sind kaum möglich und führen zu Verschuldung.
Die Marktforschung zeigt gleichzeitig auf, dass Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten darauf Wert legen, dass die Milch aus der Schweiz kommt, wenn möglich sogar aus der Region. Die Gründe dafür sind einerseits die strengeren Tierschutzvorschriften als in der EU und die zuverlässigeren Kontrollen, andererseits die hohe Anzahl kleiner überschaubarer Familienbetriebe und die kurzen Transportwege. Verschiedene Umfragen belegen, dass die Kundschaft bereit ist, mehr für die Milch zu zahlen. Allerdings möchte sie sicher sein, dass der Mehrpreis auch bei den Bauernfamilien ankommt.
Im Naturpark Diemtigtal produzieren im Jahr 2018 76 Betriebe 5,7 Mio. Liter Milch für die Aaremilch, für welche durchschnittlich 56 Rappen pro Liter ausbezahlt werden. Alle Landwirtschaftsbetriebe im Naturpark Diemtigtal liegen im Berggebiet (Bergzone I – IV).
Dank einer Ausnahmebewilligung für das Abfüllen der Milch ausserhalb des Parkperimeters, konnte mit der Diemtigtaler Alpmilch bereits ein Produkt erfolgreich Naturpark-zertifiziert und beim Grossverteiler platziert werden. Trotz einer loyalen Alpmilch-Fangemeinde und hohen Werbeanstrengungen bleibt der Absatz bei weniger als 80‘000 Litern Alpmilch in Bezug auf die total produzierte Milchmenge im Tal ein Tropfen auf den heissen Stein. Deshalb ist es für die Diemtigtaler Landwirtschaft wichtig, auch die restliche Milchmenge zu einem gerechten Preis zu vermarkten.
Mit dem Bau und der Inbetriebnahme der Naturparkkäserei im Burgholz wird die Grundlage geschaffen, damit Naturpark-Milchprodukte komplett im Parkperimeter produziert und verarbeitet werden können. Insbesondere die moderne Milchabfüllanlage ermöglicht eine direkte lokale Verarbeitung und Abfüllung der im Tal produzierten Milch. Damit gelangt die Milch ohne grosse Transportwege direkt in den Vertrieb und wir können künftig Produkte ohne Ausnahmebewilligung mit dem Produktelabel der Schweizer Pärke resp. regio.garantie zertifizieren.
Mit der Migros Aare wird eine Partnerin für ein ganzjährig erhältliches Milchprodukt mit Mehrwerten gefunden. Nach zweijähriger Projektarbeit steht Mitte November 2020 stolz die erste Flasche Diemtigtaler Bergmilch in den Verkaufsregalen. Ihr folgt im Februar 2022 der Diemtigtaler Bergkäse.
Projektziele
Zum Projektstart werden im Konzept «Diemtigtaler Bergmilch» folgende Ziele definiert:
- Gemäss dem Ziel der Regionalen Naturpärke, die nachhaltige Entwicklung in Randregionen zu fördern, soll Wertschöpfung für die Landwirtschaft geschaffen und die Natur/Biodiversität im Tal erhalten respektive gesteigert werden
- Die Produzierenden erhalten einen fairen Preis pro verkauften Liter Milch. Dies führt zu einer höheren Wertschöpfung für die Landwirtschaft im Naturpark Diemtigtal
- Der angestrebte Preis soll eine Existenzgrundlage für die Familie und den Hof im Berggebiet bieten und Investitionen in die stete Verbesserung der Tierhaltung und der Qualität ermöglichen
- Der Kundschaft werden die Grundlagen der fairen Bergmilch vermittelt: Die Bergmilch aus dem Naturpark Diemtigtal bringt dem Tierwohl, der Natur und den Bauernfamilien einen Mehrwert
- Die Anzahl milchproduzierender landwirtschaftlicher Betriebe kann erhalten werden. Dies ist insofern essenziell, da diese mehr zur Landschaftsqualität beitragen als Nebenerwerbsbetriebe
Sichtbare Resultate
Das Bergmilch-Projekt wird 2018 mit einem ersten Workshop auf der Alp Tschuggen gestartet. Zwei Jahre später, im November 2020, wird die erste Flasche Diemtigtaler Bergmilch in den Läden der Migros Aare verkauft. Im Februar 2022 folgt der Diemtigtaler Bergkäse, der ebenfalls aus der Bergmilch hergestellt wird.